Zeichnungen und Interpretationen von Gustav Klimt
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Wer in die malerische Welt Klimts eintritt, der wird von einem Strom der Sinnlichkeit, Schönheit, Liebe, Lust und des Schreckens davongerissen. Der Maler, der von der reichen Oberschicht toleriert und hochverehrt worden ist, präsentiert in seinem umfangreichen Œuvre die pure, kräftig, reine und strahlende Leidenschaft des Sexuellen, in einer Form, die frei von Scham ist. Klimt gilt von Beginn seiner Bekanntheit als aktuell. Auch heute hat das Interesse an seinen Werken nicht nachgelassen. Überall in den Städten schlendern uns Leute mit den Motiven Klimts auf den Taschen und Beuteln, auf T-Shirts und Rucksäcken entgegen und verkünden, dass der Eros seiner Werke noch immer unsere Herzen entzündet.
Kunst und Person
Wenn wir in das farbenfrohe Werk der Sinnlichkeit Klimts einsteigen, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe, denn wir erfahren nicht nur die Wirkung der einzelnen Arbeiten, sondern gleichzeitig auch, wer der Künstler selbst gewesen ist. Klimt sagt nämlich ausdrücklich über sich "Wer etwas über mich wissen will, der muss nur genau auf meine Bilder schauen und darin versuchen zu erkennen, was ich bin und was ich will.“
Unmittelbar fällt beim Blick in seinem Werk auf, dass Klimts Schaffen vom Motiv der Frau gezeichnet ist. Mehrere tausend Skizzenblätter und unzählige Gemälde zeigen die Frau als Ausdruck höchster Sinnlichkeit. Hingegen finden sich kaum männlichen Figuren auf den Blättern und Leinwänden des Malerfürsten. Ja, nicht mal ein Selbstporträt findet sich in seinen Werken. Er selbst lebt, sogar noch im mittleren Alter, mit der Mutter und der Schwester zusammen. In seinen Ateliers halten sich für gewöhnlich mehrere Frauen, häufig leicht bekleidet auf, über deren Nacktheit er nach Belieben seines künstlerischen Willens verfügt.
Wobei die unzähligen Schwangerschaften der Modelle auch einen anderen Willen implizieren. Problemlos lässt sich also sagen, dass Klimt von der Wirkung des weiblichen fasziniert war und versucht, hat in seinen Werken diese Wirkung darzustellen.
"Danae" von Klimt
Schauen wir uns das Gemälde „Danae“ von 1907/08 an, dann sehen wir eine, mit langen orangen Harren, sanft, zwischen Ornamenten und Stoffen eingekugelte, schlafende Frau. Ihr Schlaf scheint jedoch nicht nur Schlaf zu sein. Auf ihrem Gesicht liegt ein feiner Ausdruck von Lust. Ihre Zähne sind zart auf ihre untere Lippe gefallen und saugen dort sanft die Freuden der angedeuteten Onanie ihres sinnlichen Traumes ein. Sie scheint alle Äußerlichkeiten hinter sich gelassen zu haben und schwimmt gedankenlos im Meer ihrer sexuellen Genüsse, die dem Betrachter friedvoll entgegen scheinen.
Danae von 1907/1908
"Sitzende Frau mit gespreizten Schenkeln"
Auch in den Zeichnungen begegnen wir dieser lustvoll, versunkenen Vergessenheit. „Auf dem Bauch liegender Akt nach rechts“ von 1910 oder „Sitzender Frauen mit gespreizten Schenkeln“ von 1915 zeigen immer wieder das Motiv der Frau, die in ihrem Unterleib die Antwort auf ihre sinnlichen Bedürfnisse sucht. Meist ohne Schattierungen, bloß auf die äußere Form bedacht, hebt Klimt das Geschlecht und die Brüste in den Vordergrund des Bildes.
Die Frauen liegen höchstens in Stoff gehüllt über das Bild gestreckt da. Wobei die Stoffe in ihrer Wirkung die Nacktheit nicht zu verdecken suchen, sondern diese gerade hervorheben und auch der Erotik helfen ihre Wirkung zu entfalten. Er verzichtet völlig, wie Schiele nach ihm auch, auf Gegenstände, die uns als Anschauende einen Schluss auf die Zeit, in der sie gezeichnet worden sind, ermöglichen. Völlig enthoben von jedweder räumlicher Dimension versucht Klimt mit seinen Werken zeitlose Aussagen über die Frau und ihr Verhältnis zum eigenen Geschlecht zu treffen.
Wobei seine Aussagen anders als die von seinem Nachfolger Schiele eine schöne, delikate, träumerische und friedvolle Atmosphäre eröffnen, wohingegen Schieles Aussagen neurotische, wahnsinnig, qualvoll und ekelig erscheinen.
Man fragt sich schon, wenn man durch das Werk Klimts geht, was für eine intime Beziehung zwischen ihm und seinen Modellen geherrscht haben muss. Die Modelle zeigen ihm, über Tausende von Blättern, was sie sonst vor jedem verstecken.
Sitzende Frau mit gespreizten Schenkeln
"Tod und Leben" von Klimt
Oberflächlich könnte man meinen, dass es Klimt einzig um Eros geht, doch betrachtet man seine Werke länger und widmet man sich vor allem den Gemälden, so fällt auf, dass Klimt über aus existenzielle Themen in seinen darstellt. „Tod und Leben“ von 1911 kontrastiert, was im Titel steckt. Die Lebenden auf der rechten Seite der Leinwand sind in kraftvolle Farben gehüllt, die ihre Vitalität hervorheben, während der Tod in dunklen Blau und Lila Tönen durch ein schwärzliches Grün von ihnen getrennt daherkommt.
Mit verschlossenen Augen vor dem Tod halten sich die Lebendigen gegenseitig und bemerken, den keine Armlänge von ihnen entfernten, stets anwesenden Tod nicht, der anders als sie seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hält. Wir alle kommen ins Leben und Glauben, es sei uns auf ewig gegeben. Doch ist das Leben bloß eine Leihgabe der Welt, die sie sich durch den Tod zurückholt.
Geht man noch weiter in das Werk Klimts hinein, dann findet man neben den Darstellungen von Frauen, wie beispielsweise die mythologische „Danae“ noch den Landschaftsmaler und den Porträtisten Klimt. Wobei die Sexualität in den Porträts teilweise erhalten bleibt, während sie in der Landschaft in Gänze verschwindet, aber dadurch nicht zu einer Aufhebung der Sinnlichkeit führt.
Tod und Leben von 1911
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