Die antiken Griechen und ihre Sünden

Von Erotik-Magazin
Die antiken Griechen und ihre Sünden

Inhaltsverzeichnis

Die antiken Griechen hatten ein überaus positives Verhältnis zum Körper. Man braucht sich bloß all die aus Marmor geschlagenen perfekten adonen Körper anschauen und weiß Bescheid, was den Boys und Girls der Antike wichtig war. Ein guter Körper galt als Zeichen eines guten Charakters. Und so war man darum bemüht, die eigenen Muskeln den marmornen Vorbildern gleich zu bilden.

Zu diesem Zwecke ging man in das gymnasion. Das gymnasion hat wenig mit dem zu tun, was wir als Gymnasium kennen. Es ging nicht darum, arithmetische Gleichungen zu lösen oder darum, ob das Versmaß des Gedichtes, das uns der liebe Herr Lehrer mitgebracht hat, nun ein Trochäus, Daktylus oder sonst was ist. Im gymnasion ging es hauptsächlich um (Kampf)Sport, aber auch teilweise um intellektuelle und charakterliche Entwicklung einer Person.

Deshalb ist das gymnasion eher mit dem Gym, der Muckibude, dem harten Männerschuppen zu vergleichen. Hier gibt es jedoch einen starken Unterschied. Die Leute im Gym tragen Kleidung, die antiken Dudes waren nackt und in Olivenöl eingerieben. Dudetten gab es dort leider nicht, denn Feminismus war damals noch kein Wort. Aber kommen wir zurück zu unseren muskulösen, perfekt definierten, eingeölten Dudes. Auf den einen oder anderen mag diese Vorstellung leicht homoerotisch wirken.

Antike Männer und Jungs, die bei heißer Sonne in Olivenöl eingeschmiert ringen, die nackt ihre Runden laufen gehen... ufff. Und das zurecht. Diese Vorstellung wirkt auf uns sehr speziell. Doch früher war das für die Leute normal. Auch bei Olympia sind die Athleten nackt angetreten. Der gestählte, gesunde Körper wurde zelebriert. Vasen und Skulpturen dienen dafür als Beweis. Körper wurden nicht verhüllt, sondern in voller Gänze präsentiert. Jede Perspektive auf antike Skulpturen zeigt Schokoladenseitenqualität.

Wenn es jedoch um Philosophen oder Herrscher ging, dann waren die auf den Vasen dargestellten oder die in den Marmor geschlagenen Personen gekleidet, denn es ging dann um etwas anderes.

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Päderastie im antiken Griechenland

Das alles erst einmal als Prolog. Kommen wir zum eigentlichen Thema, der Päderastie. Was ist das? Päderastie bedeutet so viel wie Knabenliebe. Und es handelt sich dabei um keine verpönte Form der Liebe in der Antike. Wobei man darauf achten muss, über welche Zeit und welchen Ort man in der Antike spricht.

Der vorliegende Text beschränkt sich deshalb auf die Region der Dorer, also auf Sparta und Kreta. Hier wurde die Päderastie eingeführt, als institutionalisierte Form der Homosexualität, zwischen jüngeren (12–18) und älteren. Das ist schon die erste Besonderheit. Die Homosexualität war anerkannt zwischen jüngeren und älteren, aber nicht zwischen gleichaltrigen Männern.

Dass ein ältere Etwas mit einem Jüngeren in sexueller Hinsicht hat, erscheint uns nicht nur als schlecht, wie wenn jemand im Supermarkt klaut, es erscheint als geradezu gnadenlose Grätsche gegen alle moralischen und sittlichen Vorstellungen unserer Kultur, für die der Spieler direkt mit rot vom Platz verwiesen, das heißt in den Knast

darf. Aber es wird noch schlimmer (aus unserer heutigen Sicht). Diese Form der Homosexualität hatte man in das Gewand der Pädagogik gekleidet. Der Ältere, der Erastes, was so viel heißt wie der Liebende, hatte die Aufgabe, den Jüngeren, den Eromenos, was so viel heißt, wie der Geliebte, zu einem ehrbaren Mitglied der Gemeinschaft zu machen. Das heißt, dass er ihn in den Tugenden, der Weisheit und vor allem der Kampfkunst und der Körperkultur unterwies. Trug die Erziehung Früchte und der Knabe wurde ein angesehenes Mitglied der Gemeinschaft, dann trug das zur Ehre des Erastes bei. Andersherum, wenn der Knabe sich als tugendlos, als unehrbar und dumm erwies und zu dem noch eine schmächtige körperliche Verfassung besaß, so litt die Ehre des Erastes darunter.

Auch, wenn der Eromenos bei Verbrechen erwischt wurde, hatte der Erastes die Strafe mitzuerdulden, häufig sogar ganz zu tragen. Denn er war eine Art gesetzlicher Vormund. Es wurde also versucht, ein möglichst enges Band der Bindung um die beiden zu schnüren. Der Erastes war ein vom Staat gewollter Erzieher, der ähnlich viel Stimmrecht in erziehungstechnischen Angelegenheiten besaß wie der Vater und die Brüder des Jungen. Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, wie Erastes und Eromenos zueinander gefunden haben. Die Antwort ist das Gym, das gymnasion. Also während die Leute nackt in der prallen Sonne in Olivenöl geschmiert brutzelten, wurde geflirtet. Eine der wichtigsten Flirtstrategien bestand darin, dass der Erastes dem Eromenos Geschenke machte. Geschenkt wurden Rüstungen, Waffen, Rinder und so Zeugs.

Die Schenkungen waren dauerhaft und auf Dauer wurde der Eromenos zu einer teuren Angelegenheit, die sich nicht jeder leisten konnte. (Deshalb ist die Päderastie hauptsächlich in der aristokratischen Oberschicht praktiziert worden.) Aber nicht nur, wer viel Geld hatte, besaß Chancen. Bei den Spartanern waren es die persönlichen Eigenschaften, die den Eromenos überzeugen sollten. Also wie tüchtig, wie tugendhaft und ehrbar eine Person war, galt als von Bedeutung. Es galt bei ihnen für eine Schande, die Busse gefordert hätte, wenn ein Eromenos einen reichen Mann einen von charakterlichem Reichtum überlegeneren vorgezogen hätte. Aber nicht nur die Ehre des älteren spielte eine Rolle, auch die des jüngeren war von Wichtigkeit. Wenn um einen Jungen viele Männer warben, dann galt das als Beweis seines trefflichen Charakters.

(Natürlich unter der Annahme,dass sich die Leute wirklich nachdiesen Vorstellungen verhielten und keine geilen alten Säcke waren. Es ist gut vorstellbar, dass ein viel umworbener Junge optisch einfach besonders anziehend auf die alten Säcke wirkte.) Vis versa galt es als Zeichen eines schlechten Charakters, wenn ein Junge von niemandem umworben worden ist. (Oder es galt als Zeichen seines schlechten Aussehens.)

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Ein kleines Tête-à-Tête im Gym

Wenn nun ein Älterer mit einem Jüngeren im Gym am Flirten war, dann ging er irgendwann zu den Eltern des Jungen und meldete eine Art Brautraub an. Er sagt dann so etwas wie: „Alkéos,

beim Zeus, hör mich an. Ich, Pädophilio, Mann von Ehre, Goldmedaillengewinner bei Olympia, mutiger Krieger der Schlachter von Troja, habe vor, deinen Sohn Plato als meinen Eromenos zu nehmen. Zur Morgenröte in zwei Tagen werde ich wiederkehren und deinen Sohn, sofern du, Mann mir gleich an Würde es gestattest.“

Die zwei Tage sind verstrichen, die Morgenröte zog über den Himmel und Pädophilio ging zum Haus des kleinen 14 Jahre alten Platos. Plato stand mit seinem Vater Alkéos und seiner Mutter Chrýsa bereits vor dem Haus und wartet. Pädophilio nahm nun den Jungen und ging oder rannte mit ihm zu seinem Haus.

Die Eltern liefen derweilen bloß zum Schein hinter den beiden her, bis diese im Haus des Erastes verschwanden. Hätte der Erasts den Maßstäben des Vaters nach nicht genug an Würde, so hätten sie ihn beim Brautraub dem Eromenos entrissen. Hätte jedoch ihr Sohn nicht genug Würde, Ehrbarkeit und der gleichen gehabt, so hätten sie ihn am verabredeten Morgen nicht vor die Haustür gelassen.

Und hatten die dann direkt Sex, wenn sie hinter der Haustür waren? Keine Ahnung. Die Beziehung galt einigen Quellen nach hauptsächlich der charakterlichen und körperlichen Entwicklung. Und wenn sie miteinander in „Kontakt“ kamen, dann wurde geschenkelt. Dabei handelt es sich um eine sexuelle Praktik, bei der der Penis des Mannes zwischen die Beine des Partners gelegt wird.

Der Partner reibt daraufhin seine Schenkel und oder der andere stößt in den Zwischenraum der Schenkel bis Nervenbahnen nicht mehr tanzen können. Man mag sich jetzt fragen, warum die das so gemacht haben. Na ja, es galt bei den Griechen irgendwie, als weiblich für einen Mann in die Hinterpforte gestoßen zu werden, da er dabei passiv zu sein hatte und dadurch wäre er in seiner Würde als Mann geschmälert, die in Aktivität besteht. Aber in einigen Teilen Griechenlands galt es als okay, dem anderen die Pforte zu pudern.

Einige Historiker meinen, dass die Griechen dachten, dass durch die Besamung auch charakterliche Eigenschaften transferiert werden. Ähnlich ist es bei den Anwohnern des Papuagolfes in Britisch-Neuguinea. Dort uriniert der Häuptling, der beste Krieger, den in das Mannesalter kommenden Jungen in den Mund, um seinen „Zauber“, seine „Seele“ weiterzugeben. Na ja, bisschen danebengelegen.

Durch zwei Liebende kommt kein Feind heil durch

Zum Schluss wollen wir uns zwei Punkte noch genauer anschauen, die wir bereits kennengelernt haben. Der erste ist der Umstand, dass zwischen Erastes und Eromenos eine enge Bindung entstehen sollte und der zweite, dass die Geschenke häufig Waffen und Rüstungen waren.

Das hatte einen tieferliegenden Grund. Wenn es zu Kriegen kam, wurden Erastes und Eromenos zusammen in die Schlacht geschickt. Die zwischen den beiden entfachte Liebe sollte dafür sorgen, dass sie im Kampf zu besonderem Mut motiviert sind. Ja, es wird von einem regelrechten Heldenmut berichtet. Einer, der liebt, kämpft für den Geliebten, wie für keinen

anderen. Hinzukommt, dass die beiden einander auch würdig sein wollten, durch ihre Taten. Man pflegte sinngemäß früher zu sagen, dass durch zwei Liebende noch nie ein Feind heil hindurch kam.

Sinnlichkeit